Tag 74

Alles anders.

Gestern beim Blog schreiben hab ich noch gedacht- wie „langweilig normal unser Tag war“ und ich wusste nicht was ich schreiben sollte.

Willkommen in unserer neuen Normalität/Realität- heute ist alles anders.

Wir Leben von Tag zu Tag.

Heute am Sonntagmorgen sind wir gleich früh um 9 ins Klinikum gefahren um schnell wieder los zu können und das Wetter und den ja erstmal letzten schönen Tag zu genießen.

Weil wir so früh da waren, waren wir auch gleich dran und alles ging super flott- dann schnell auf die Ergebnisse warten und ab nach Hause- so war Mikas und mein Plan.

Mika wurde kurz nach 10 schon ungeduldig und wollte nach Hause. Dann konnten wir ins Behandlungszimmer. Als wir rein kamen hab ich schon einen Infusionsständer gesehen und gedacht- der ist bestimmt für ein anderes Kind- hier stehen ja dauernd welche. Als ich aber den Blick der Schwester gesehen habe wußte ich- irgendwas stimmt nicht und der Infusionsständer ist definitiv für Mika.

Gestern Abend hatte Mika 37,7 Temperatur und Aileen sagte schon „na….“

Ich mit meinem unverbesserlichem Opitimusmus sagte aber- ach, es war ein heißer Tag, Mika hat wenig getrunken, das wird schon. Sicherheitshalber haben wir über Nacht aber immer mal Fieber gemessen und er hatte 36,9- es fiel also wieder ein bisschen.

Sonst war bei Mika immer ein Wert mies- heute hat er die volle Ladung abbekommen.

Der Arzt eröffnete uns- Mika braucht eine Bluttransfusion, eine Thrombozytentransfusion, seine Leukozyten sind bei 0,4 im Keller- stationäre Aufnahme und Isolation und seine CRP Wert (Entzündungswert) ist so hoch, dass er Antibiose bekommen muss und wir Blukulturen anlegen müssen um heraus zu finden was mit ihm los ist.

Bähmmmmmmm

Gestern noch einen wunderschönen normalen Samstag verbracht- heute ist nichts mehr wunderschön.

Gestern so- heute so

Gestern normaler Tag zu Hause- heute Isolation- das bekommt ein Gehirn schwer übereinander gelegt.

Mir wird immer klarer warum die Ärzte keine Prognosen abgeben und immer sagen wir schauen von Tag zu Tag.

Willkommen in unserer neuen unplanbaren Realität.

Ich hatte schnell eine Nachricht an zu Hause mit der Situation abgesetzt und mich dann wieder um Mika gekümmert- denn als Mika mitbekam, dass etwas anders ist und wir ihn an die Schläuche anschließen mussten hatte er keine große Lust dazu und die Stimmung kippte. Weinend im Zimmer angekommen- lies er sich mit einem Flutschfinger beschwichtigen- für alle die Kinder haben- das ist Eis.

Eben noch einen schönen Samstag verbracht- und zack finden wir uns in einem Krankenhauszimmer, mit Isolationsschild an der Tür, alle kommen in Vollschutz rein- das erinnert an die Miniplaybackshow und die Zauberkugel….

Mika hing recht schnell an der Antibiose und auch das Blut kam schnell. Die ersten 1,5 Stunden hatte er auch kein Problem- aber dann kippte die Stimmung erneut und Mika wollte nach Hause und weinte und wollte sich alle Schläuche abreißen. Wir waren ja beide auf rein und raus eingestellt - aber von gestern auf heute 180 Grad Wandlung.

Sonst eine Front- heute 4 Fronten- das Warten und die Ungewissheit warum seine Werte nun so schlecht sind ist mit das Schlimmste.

In den letzten Tagen hat Mika die Switch seines großen Bruders für sich entdeckt- natürlich haben wir diese nicht mit- da der Große ja auch spielen möchte.

Zum Glück haben uns liebe Freunde den Ars.. und Mika den Tag mit einer „Leihswitch“ gerettet :-)

Morgen gehts mit Thrombozyten und dem Rest weiter.

Mal sehen was der neue Tag alles schönes für uns bereit hält.